Bartholomaios I.: Ökumenisches Patriarchat kämpft weiter um Wiedereröffnung von Chalki
Patriarch bekräftigt bei internationalem Symposion auf Chalki, dass sich die Kirche auch weiterhin nicht mit der seit mehr als 50 Jahren bestehenden Schließung des orthodoxen Priesterseminars und der angeschlossenen theologischen Hochschule abfinden wird
Patriarch Bartholomaios I. hat einmal mehr bekräftigt, dass das Ökumenische Patriarchat niemals aufgeben werde, sich für die Wiedereröffnung der theologischen Hochschule und des Seminars von Chalki einzusetzen. Anlässlich der Eröffnung einer internationalen Konferenz auf Chalki erinnerte der Patriarch an die 127 Jahre des Bestehens der Schule. In dieser Zeit seien unzählige Theologen und Geistliche aus Chalki hervorgegangen, die der Kirche und Gesellschaft gedient hätten. Nun sei es aber schon mehr als 50 Jahre her, dass die Schule vom türkischen Staat geschlossen wurde. "Wir werden weiter auf allen Ebenen für die Wiedereröffnung des Seminars kämpfen. Wir möchten, dass das Seminar von Chalki wieder kirchliche Theologie lehrt und das orthodoxe christliche Zeugnis für den modernen Menschen kultiviert", zitierte das Infoportal "OrthodoxTimes" den Patriarchen.
Das Symposion, das am Montag zu Ende gegangen ist, widmete sich u.a. der Geschichte des Seminars von Chalki, sowie vergangenen wie auch möglichen künftigen Beiträgen Chalkis in den Bereichen Bildung, Theologie und Dialog.
Das orthodoxe Priesterseminar von Chalki und die angeschlossene Theologische Hochschule waren bis zur Schließung durch den türkischen Staat im Jahr 1971 die wichtigste Theologische Einrichtung des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. Zugleich war Chalki eine der führenden orthodoxen theologischen akademischen Stätten weltweit. Das Seminargebäude wurde neben den Ruinen des Dreifaltigkeitsklosters erbaut, das von Patriarch Photios I. im 9. Jahrhundert gegründet worden war. Im Jahre 1844 widmete Patriarch Germanos IV. das Kloster in eine Theologische Hochschule um.
Die Einweihung fand am 23. September 1844 statt. Alle Gebäude, außer der Kapelle, wurden durch ein Erdbeben im Juni 1894 zerstört und später durch den Architekten Perikles Fotiadis neu errichtet, um im Oktober 1896 wieder eingeweiht zu werden. Eine größere Renovierung fand in den 1950er-Jahren statt. Viele orthodoxe Gelehrte, Theologen, Bischöfe und Patriarchen, unter ihnen auch Bartholomaios I., haben ihr Studium auf Chalki absolviert.
Im Jahr 1971 wurde Chalki durch ein türkisches Gesetz geschlossen, das den Betrieb von privaten Universitäten verbietet. Die USA, die Europäische Union und Russland setzen sich seit Jahren für die Wiedereröffnung der renommierten akademischen Ausbildungseinrichtung ein, ebenso naturgemäß auch das Ökumenische Patriarchat. Die Europäische Union hatte in den Beitrittsverhandlungen mit der Türkei das Thema der Wiedereröffnung der Theologischen Hochschule im Zusammenhang mit Behinderungen der freien Religionsausübung der Christen in der Türkei auf die Liste der Forderungen an Ankara gesetzt. Alle Bemühungen blieben bisher aber erfolglos.