Athen: "Geschenk" von Papst Franziskus an orthodoxen Erzbischof "übergeben"
Festakt in Athen zur Rückgabe von Relief-Fragmenten des Athener Parthenon-Tempels, die sich zuvor in den Vatikanischen Museen befunden hatten - Orthodoxer Erzbischof Hieronymos II.: "Päpstliche Geste von historischer Bedeutung"
Am vergangenen Freitag fand in Athen die feierliche Rückgabe von Relief-Fragmenten des Athener Parthenon-Tempels statt. Die Fragmente hatten sich zuletzt im Besitz des Vatikan befunden. Im vergangenen Dezember hatte Papst Franziskus angekündigt, die Fragmente aus den Vatikanischen Museen an den orthodoxen Erzbischof von Athen, Hieronymos II., zu übergeben. Der Vatikan sprach infolge stets von einem "Geschenk" des Papstes und vermied den Begriff der Restitution.
Die Geste von Papst Franziskus "ist von historischer Bedeutung und hat sehr positive Auswirkungen auf mehreren Ebenen", unterstrich Erzbischof Hieronymos II., Oberhaupt der Orthodoxen Kirche Griechenlands, bei dem Festakt am Freitag, wie das Infoportal "OrthodoxTimes" am Wochenende berichtete. Auch der Direktor des Akropolis-Museums, Nicolas Stampolidis, begrüßte das Geschenk und stellte fest, dass die Schenkung der Fragmente, "die bis Anfang März mehr als 200 Jahre lang im Vatikan ausgestellt waren, sowohl einen substanziellen als auch einen symbolischen Charakter hat".
Der Vatikan wurde beim Festakt in Athen an erster Stelle von Bischof Brian Farrell, Sekretär des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, vertreten. Bischof Farrell bezeichnete das Geschenk von Papst Franziskus als "kirchliche, kulturelle und soziale Geste der Freundschaft und Solidarität mit dem griechischen Volk". Dies solle die Freundschaft und die geistige Nähe zwischen der Orthodoxen und Katholischen Kirche bestärken. Der Vatikan-Delegation gehörten u.a. auch die Direktorin der Vatikanischen Museen Barbara Jatta und Erzbischof Jan Romeo Pawłowski, Apostolischer Nuntius in Griechenland, an.
Die drei Fragmente aus den Vatikanischen Museen zeigen Teile eines Pferdekopfes, das Gesicht eines Knaben sowie einen Mann mit Bart. Das Pferd zählt zu jenem Teil des Frieses, auf dem der Streit zwischen Athene und Poseidon um die Herrschaft von Attika abgebildet ist; der Knabe verkörpert einen Träger von Fladenbroten, die traditionell während einer großen Prozession zu Ehren der Göttin Athene angeboten wurden; der Bärtige ist Teil eines Kentaurenkampfes.
London lehnt Herausgabe ab
Ihren Dank an Papst Franziskus sprach auch die griechische Kulturministerin Lina Mendoni aus. Sie mahnte zudem die endgültige Rückgabe und Wiedervereinigung aller Parthenon-Marmore in Athen ein.
Mit dem vatikanischen "Geschenk" sind weitere Stücke aus dem im 19. Jahrhundert abgebauten Fries des Tempels zurück an ihren Ursprungsort gelangt. Nur noch das British Museum in London, wo sich die meisten Fragmente befinden, lehnt eine Herausgabe ab.
Der Abbau des Frieses geht auf ein Dekret von Sultan Selim III. im Jahr 1801 zurück. Es gestattete dem britischen Gesandten in Konstantinopel, Thomas Bruce Lord Elgin, "einige Steinblöcke mit Inschriften oder Figuren" mitzunehmen. Elgin ließ jedoch den ganzen Fries des Parthenon herausbrechen und verschiffte ihn nach London. Einzelstücke wurden schon unterwegs verkauft, so auch die drei vatikanischen Exemplare.
2006 hatte die Antikensammlung der Universität Heidelberg als erste Institution die in ihrem Besitz befindlichen Teile des Parthenon zurückgegeben. Seitdem wird eine Zusammenführung aller zerstreuten Fragmente an ihren Ursprungsort gefordert. Zuletzt überließ vergangenen Mai das Archäologische Museum im süditalienischen Palermo dem Akropolismuseum in Athen seine Tempel-Bruchstücke.