Assyrischer Patriarch begrüßt katholischen Nachdenkprozess über Papstamt
Mar Awa III. hielt Eröffnungsvortrag beim PRO ORIENTE-Symposion "Listening to the East - Synodality in the Syriac Orthodox and Church of the East Traditions"
Katholikos-Patriarch Mar Awa III., Oberhaupt der Assyrischen Kirche des Ostens, begrüßt den Synodalen Prozess in der Katholischen Kirche, den Papst Franziskus angestoßen hat, und mit dem er auch einen Nachdenkprozess über ein erneuertes Verständnis des Papstamtes in Gang gesetzt hat. Patriarch Mar Awa III. hielt am Mittwochabend in Rom den Eröffnungsvortrag des Symposions "Listening to the East - Synodality in the Syriac Orthodox and Church of the East Traditions". Die bis Donnerstag anberaumte Tagung wird von der Stiftung PRO ORIENTE gemeinsam mit dem Institut für Ökumenische Studien (IES) der Päpstlichen Universität St. Thomas von Aquin (Angelicum) veranstaltet. Tagungsort ist das Angelicum in Rom.
Er sei sehr ermutigt von der aufrichtigen Suche von Papst Franziskus, den petrinischen Primat besser zu verstehen "im größeren Licht einer synodaleren Kirche", sagte Mar Awa. Diese Suche werde von den anderen Kirchen sehr geschätzt, betonte der Patriarch. Er erinnerte auch daran, dass schon Papst Johannes Paul II. 1995 in seiner Enzyklika "Ut Unum Sint" insbesondere die nicht-katholischen Ostkirchen um Hilfe gebeten hatte, um zu einem neuen Verständnis des universellen Primats und des petrinischen Amts zu kommen.
Zweifellos werde dieser Weg noch ein langer sein, der noch viel theologische und kirchliche Arbeit erfordert, denn dieser Weg bedeute – im Zusammenhang mit einer Kirche, "die in ihrem Leben wirklich und vollständig synodal ist" – letztlich tatsächlich eine Neudefinition des Verständnisses der universellen Rolle des Bischofs von Rom, wie man sie heute kenne.
Er sei davon überzeugt, so Patriarch Mar Awa, dass die östlichen nicht-katholischen Kirchen bei dieser Neudefinition eine unverzichtbare Rolle spielen müssten. Ihre gemeinsame kirchliche Erfahrung könne dazu beitragen, "die Ekklesiologie der Westkirche zu einer für die Kirche des dritten Jahrtausends wirklich synodalen umzugestalten". Und der Patriarch zeigte sich überzeugt, dass im Zuge verstärkter ökumenischer Bemühungen und Beziehungen "alle unsere Kirchen im nun beginnenden dritten Jahrtausend eine neue Morgendämmerung erleben werden".
Dem Vortrag des assyrischen Patriarchen vorangestellt waren Begrüßungsworte von Angelicum-Rektor Prof. Thomas Joseph White, vom Präsidenten des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, sowie vom Generalsekretär der Bischofssynode, Kardinal Mario Grech. Aus dem Generalsekretariat der Synode nimmt auch die Untersekretärin, Sr. Nathalie Becquart, an der Konferenz teil, ebenso Prof. Myriam Wijlens (online), Konsultorin der Synode, und Prof. Peter Szabo, Mitglied der Theologischen Kommission der Synode.
Kardinal Christoph Schönborn, Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung PRO ORIENTE, der nicht persönlich nach Rom kommen konnte, sandte ein Grußwort, dass von PRO ORIENTE-Präsident Alfons M. Kloss verlesen wurde. Darin hob Schönborn die Notwendigkeit hervor, dass die Katholische Kirche von ihren Schwesterkirchen der syrischen Tradition, deren Entstehung weit in die Frühzeit des Christentums zurückreiche, lernen müssen. Der Kardinal erinnerte an seinen Besuch in Syrien vor einem Jahr auf Einladung des syrisch-orthodoxen Patriarchen Mor Ignatius Afrem II. Er habe eine lebendige Kirche mit einer reichen Tradition erlebt, in der die Frohe Botschaft unter teilweise sehr schwierigen Umständen verkündet wird, so Schönborn.
Der Wiener Erzbischof dankte ausdrücklich Mar Awa III. für seine Bereitschaft, an der Tagung teilzunehmen und die Erfahrungen der Kirche des Ostens mit der Katholischen Kirche zu teilen. Ebenso dankte er dem Patriarchen für seinen jüngsten Besuch in Wien und sein grundsätzlich so großes ökumenisches Engagement. Dieses habe sich etwa auch darin gezeigt, dass Mar Awa bis zu seiner Wahl zum Patriarchen Mitglied des Forum Syriacum von PRO ORIENTE war.
PRO ORIENTE-Präsident Kloss fügte den Worten des Kardinals hinzu, dass auch er sehr dankbar sei für die rege Beteiligung von Vertretern des syrischen Christentums an dieser Tagung. "Sie alle hier zu sehen, ist ein Ausdruck der Essenz unseres christlichen Reichtums und unserer Vitalität – wir sind alle Brüder und Schwestern in Christus, die gemeinsam auf dem Weg sind, auf dem Weg zu einer engeren Einheit", so Kloss wörtlich. Diesen Weg gelte es in echter Gemeinsamkeit gehen: "Christen aus Ost und West, die sich auf der Grundlage des Evangeliums, das uns verbindet, für das Gemeinwohl in unseren Gesellschaften einsetzen – für Frieden, Dialog und Versöhnung", so Kloss.
Am Donnerstag beleuchteten Mor Polycarpus Aydin (Syrisch-orthodoxe Kirche) und Mar Paulus Benjamin (Kirche des Ostens) synodale Grundlagen und praktische Erfahrungen in ihren Kirchen. Workshops beschäftigen sich zudem mit dem Thema Synodalität bei der Jugend, bei den Laien, den Frauen und im monastischen Leben/Klerus. Über Synodalität in ökumenischen Netzwerken sprechen die maronitische Theologin und frühere Generalsekretärin des Nahost-Kirchenrats Souraya Bechealany, die auch zum Redaktionsteam des aktuellen Arbeitsdokuments für die kontinentale Phase der Synode gehörte, sowie Ruth Mathen von den "Christian Conference of Asia".