Albanien: Neues orthodoxes Kirchenoberhaupt wird am Sonntag gewählt
Nachfolger für den Ende Jänner verstorbenen Erzbischof Anastasios gesucht

Am Sonntag wählt die Bischofsversammlung (Hl. Synod) der autokephalen Orthodoxen Kirche von Albanien ein neues Kirchenoberhaupt. Das bisherige Oberhaupt Erzbischof Anastasios war am 25. Jänner im Alter von 95 Jahren verstorben. Zum Übergangsleiter der Albanischen Orthodoxen Kirche wurde vom Hl. Synod nach dem Tod von Anastasios Metropolit Ioannis von Korca gewählt. Dem 69-Jährigen werden durchaus Chancen für die Wahl eingeräumt. Einen klaren Favoriten gibt es laut Beobachtern aber nicht.
Wer immer Erzbischof Anastasios nachfolgt, tritt in große Fußspuren: Anastasios gelang es, die Kirche nach der Zeit des Kommunismus und Staatsatheismus wieder aufzubauen. Er war im Juni 1992 von der Heiligen Synode des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel gewählt worden. Während der langjährigen Herrschaft des kommunistischen Diktators Enver Hoxha, in deren Verlauf es im Jahr 1967 zu einem Religionsverbot kam und Albanien zum atheistischen Staat erklärt wurde, war die Orthodoxe Kirche von Albanien nahezu vollständig zerstört worden. Die damals noch in Albanien lebenden Priester wurden inhaftiert. Erst nach dem Sturz des kommunistischen Regimes 1990 konnten wieder öffentliche orthodoxe Gottesdienste gefeiert werden.
Zusammen mit nur sehr wenigen alten und gebrechlichen Priestern, die überlebt hatten, und den verbliebenen Laien, baute Anastasios die Orthodoxe Kirche von Albanien wieder auf. Während seiner Amtszeit hatte er auch zahlreiche bedeutende Initiativen in den Bereichen Gesundheit, Entwicklung, Nothilfe, Kultur, Ökologie und Friedensarbeit eingeleitet. Er genoss weit über Albanien und die Orthodoxie hinaus großes Ansehen und war stets ökumenisch engagiert, u.a. auch bei der Stiftung PRO ORIENTE.
Die Orthodoxe Kirche von Albanien ist nach den Muslimen und der Römisch-katholischen Kirche die drittgrößte Glaubensgemeinschaft des Landes. Die orthodoxen Christinnen und Christen des Landes leben hauptsächlich im Süden sowie in den Großstädten Tirana und Durrës. Über die Zahl der Kirchenmitglieder liegen nur sehr unsichere Angaben vor. Sie schwanken zwischen 160.000 und 420.000. Die Volkszählung aus dem Jahr 2011 ergab die Zahl von rund 190.000 orthodoxen Christinnen und Christen, was knapp sieben Prozent der Bevölkerung entspricht.